Vor genau 2 Wochen bin ich beim TCS New York Marathon mitgelaufen. Nach 7 Stunden und 44 Minuten im Lauf-Walk-Wechsel bin ich bei bereits dunklem Himmel ins Ziel gesprungen. Wortwörtlich.
Ich bin ein perfektes Beispiel dafür, dass das Mindset vor, während und nach dem Lauf eine wichtige Rolle spielt, vermutlich mindestens eine genauso wichtige Rolle, wie das Training selbst. Denn ich habe nicht so viel trainiert, wie man vielleicht sollte.
Während viele, vor allem in den letzten Wochen vor dem Marathon, sich vor einer Verletzung oder Krankheit fürchten, die alle Mühe zunichtemacht, feiert der/die resiliente Läufer*In jeden Trainings-Lauf bereits als Erfolg und den Marathon selbst nur als Belohnung. Das ist eine Frage der Einstellung, des sogenannten Mindset.
Die Medaille ist nur eine kleine Belohnung im Vergleich zum Gefühl des Stolzes, den ich erfahren durfte. Ein krönender (bzw. medaillener) Höhepunkt einer monatelangen Reise voller Intervallen, Mitteltempo Runs, langsamen langen Läufen, Krafttraining und regelmäßigem Mentaltraining.
Das regelmäßige Training des Geistes hilft beim Durchhalten; nicht nur der einzelnen, manchmal sehr zähen, langsamen Läufen, sondern auch das Training insgesamt. 3-6 Monate intensiver Einheiten gehen einem Marathon voraus. Und damit einhergehen Verzicht, Müdigkeit, völlige körperliche Erschöpfung und einige Ängste und Zweifel.
Bitte lass den Marathon schon vorbei sein
Ca. 2 Wochen vor dem Marathon war mein größter Wunsch, dass es doch jetzt schnell vorbei sein sollte. Das Training zerrt an den Nerven, die Angst, dass man sich in letzter Minute verletzt, erkältet oder Gott bewahre, mit Corona infiziert, macht es noch schwerer.
Hier ist viel Resilienz gefordert. Resilienz, das Immunsystem der Psyche, kann in der Wettkampfvorbereitung gestärkt werden und helfen, auch Verletzungen vorzubeugen.
Denn Verletzungen jeglicher Art sind oft ein Schrei unseres Körpers nach einer Pause. Wenn wir auf unsere Bedürfnisse achten, unsere Regenerationsphasen einhalten und uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können, hilft es unserer Psyche genauso so, wie unserem Körper.
Soziale Unterstützung motiviert beim New York Marathon
Ein wichtiger Teil unseres seelischen Immunsystems ist unser soziales Netzwerk. Bei einem Marathon kann es unglaublich motivieren, wenn für uns wichtige Menschen am Straßenrand stehen und uns anfeuern. Natürlich motivieren auch die hunderte (oder in New York tausende) fremden Anfeuerer, doch die eigene Familie dabei zu haben, motiviert anders.
Ich hatte das Glück, sowohl meine Mutter, als auch meine Schwester und ihren Partner in New York dabei zu haben. Ganze dreimal haben sie mich auf den 42,195 km des Marathons angepasst und bejubelt. Den ersten Punkt wusste ich ca. und habe mich riesig gefreut, als ich sie erblickt habe. Das zweite Mal kam unerwartet und umso willkommener und beim dritten Mal, war ich froh, sie nochmal vor dem Endspurt sehen zu können. Inzwischen hatte sich auch meine zweite Schwester und mein Schwager im fernen Deutschland dazu geschaltet. Sie hatte mich den ganzen Weg digital per App-Tracking begleitet, und als ich an einem toten Punkt zur Halbzeit mein Handy angemacht habe, bekam ich ihre Nachrichten, wie sie mitfiebert. Das hat mich wahnsinnig berührt und motiviert. Zu wissen, dass ein paar tausend Kilometer weg im fernen Deutschland zwei Menschen sitzen und mich aus der Ferne anfeuern, war so bewegend, dass ich selbst beim Schreiben dieser Zeilen emotional werde.
Man kann also sagen mich haben auf durch die 26,2 Meilen des TCS New York Marathons
10 % meine Füße getragen,
30 % mein soziales Unterstützungs-Team,
30 % die positiven Selbstgespräche und andere innere Motivationsstrategien,
10 % die fremden Menschen am Straßenrand mit tollen Schildern (mehr dazu bald),
10 % mein Warum und meine Vision,
5 % neue Freunde auf dem Weg vom Hotel bis zur Ziellinie und
5 % die Aussicht auf die Medaille und das Gefühl des Zieleinlaufes.
Mental- und Resilienztraining haben mir also nicht nur vor dem Marathon geholfen, sondern auch währenddessen. Und auch für eine schnelle Regeneration in den Tagen danach konnte ich von meinen positiven Erlebnissen Kraft schöpfen.
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